Bericht Berufserkundung im Dorf 2018

Gewerbeverein Wasserschloss organisiert Berufserkundungstag

Gebenstorf, 23. Oktober. Jedes Jahr organisiert der Gewerbeverein Wasserschloss zusammen mit der Oberstufenschule Gebenstorf einen Berufserkundungstag für die Schüler der Sekundarstufe. Dieses Mal haben sich fünf Betriebe daran beteiligt. Für die Schüler eine gute Gelegenheit, in verschiedene Berufssparten hineinzuschauen.

Die Oberstufenschüler hatten die Wahl zwischen der Merz AG, dem Verein Lernwerk, Anner Nutzfahrzeuge, der Felix & Co KG und der Eglin Elektro AG.

Die jeweiligen Betriebe nahmen sich dafür viel Zeit und führten die Schüler in verschiedenen Gruppen den Vormittag über durch ihre Häuser.

Die Sekundarschüler bekamen so einen Einblick in insgesamt elf verschiedene Berufe: Lkw-Chauffeur, Küchenarbeit, Montageelektriker, Auto-Mechatroniker und einige mehr.

Vor Ort bei der Merz AG

„Diesel im Blut“, antwortet Renato Müller, Lehrlingsverantwortlicher im Bereich Strassentransportfachmann, auf die Frage, was genau ein Lernender denn mitzubringen hätte. Pflichtbewusst und pünktlich müssten sie auch sein, ergänzt er noch. Müllers Aufgabe an diesem Tag ist, den anwesenden Schülern einen kurzen Einblick in diese Berufsausbildung bei der Merz AG zu geben.

Fünf Schüler stehen in leuchtend orangenen Westen vor ihm, die sind auf dem Gelände Pflicht.

„Autos und Technik“, sagt der 15-jährige Hajriz, sein Interesse daran hat ihn an diesem Tag zur Merz AG geführt. „Mich interessiert alles, was mit Technik zu tun hat“, so der ebenfalls 15-jährige Kristjan. Der 14-jährige Ognjen ist sich noch nicht ganz sicher, ob er heute am richtigen Ort ist. Technik wär schon was für ihn, meint er. Und die Lkw? „Hmmm.“ Für andere Schüler aber ist jetzt schon klar, dass Strassentransportfachmann nicht ihr Ding ist, neugierig sind sie trotzdem.

Mehr als Fahren

Auf dem Weg zur Werkstatt zeigt Müller die Tankanlage. Da sei Biodiesel aus Schlachtabfällen drin. Schlachtabfälle? Allgemeines Staunen. Müller sagt, dass es ja Unsinn sei, all die vorhandenen Ressourcen zu verschwenden. Und er erklärt den Schülern auch, was es mit den riesigen Bergen an Bauschutt auf sich hat, die die Merz AG wieder aufbereitet. Von den Schuttbergen sind alle beeindruckt, auch die, die an diesem Tag wahrscheinlich das letzte Mal auf dem Gelände der Merz AG gewesen sein werden.

„Er läuft nicht!“ „Und warum nicht?!“

Angekommen in der Werkstatt, erklärt Müller: „Das erste Lehrjahr verbringen die Stifte in der Werkstatt.“. Die drei Jungs schauen etwas ernüchtert. Müller erzählt, was die Stifte in der Werkstatt alles machen – Service, Radwechsel, schrauben und löten hier und da, Getriebe ein- und ausbauen und so weiter. Bei Hajriz, Kristjan und Ognjen hellen sich die Mienen wieder auf. Müller: „Der Chauffeur muss wissen, was im Motor passiert, wenn er den Schlüssel dreht.“ Reparaturen ausserhalb des Betriebes seien nämlich kostspielig, drum sollten die Chauffeure möglichst viel selber machen können.

Müller: „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn der Chauffeur den Mechaniker anruft, und sagt: ‚Er läuft nicht‘ und keine Ahnung hat, woran es liegt.“ Von Profi-Chauffeuren sei ein solches Wissen zu erwarten.

Zufriedene Stifte

„Nur so weiss man, wie was funktioniert“, sagt Jack Götz, Stift im 1. Lehrjahr. Ihm gefällt es in der Werkstatt. Jack hat den Beruf gewählt, weil sein Bruder ihm geraten hatte, bei der Merz AG einmal schnuppern zu gehen. Diesel im Blut und Öl auf der Kleidung. Jack wirkt zufrieden.

Auch sein Kollege, der 3. Jahres Stift Mario Cukic, findet es in der Werkstatt fast am Schönsten. Lkw fahren macht ihm zwar Spass, mit dem Lkw im Stau stehen – Realität beim heutigen Verkehr – hingegen, findet er nicht ganz so toll.

Gemeinsam zum Abschluss

Müller: „Wenn sich die Stifte reinknien, mit 16 die Theorie machen und mit 17 fahren lernen, können sie an ihrem 18. Geburtstag beim Strassenverkehrsamt die Ausweise für Auto, Lastwagen und Anhänger abholen.“

Das macht Eindruck. Auch, weil die Merz AG alle Kurse rund um den Lkw-Führerschein zahlt. Und pro bestandenen Kurs gibt es 200 Franken mehr Lohn. Jeder, der bei der Merz AG eine Lehre absolviert hat, kann dort weiterarbeiten. Mit diesem Angebot will die Betriebsleitung den Druck von den Stiften nehmen – sie sollten sich in Ruhe auf die Abschlussprüfung vorbereiten können und nicht noch die Jobsuche im Kopf haben. „Wir wollen die Lehrabschlussprüfung miteinander bestehen“, so Müller.

No Nine-to-five

Trotz allen Entgegenkommens von Seiten des Betriebes – für diesen Beruf braucht es viel Leidenschaft. Die Arbeitszeiten sind eher unregelmässig, nach Hause wird erst gegangen, wenn der Lkw entladen und geputzt ist. Da ist Müller sehr klar, Strassentransportfachmann ist kein Nine-to-five Job. Ob das die Schüler zu diesem Zeitpunkt in aller Konsequenz erfassen können?

Müller lotst die Schülergruppe Richtung Ausgang, die Führung ist zu Ende. Ognjen weiss nun ganz sicher, dass er Elektriker werden will.

Und Hajriz und Kristjan? Die finden die riesigen Lkw immer noch am Coolsten. Und die Arbeit in der Werkstatt klingt auch nicht schlecht. Sie wollen schnuppern kommen. Diesel im Blut?